Porsche fahren ist teuer - und nein, das soll keine Plattitüde sein. Vor allem beim Service langen die Sportwagenspezis richtig hin, das schreckt viele potenzielle Käufer ab. Doch ich verrate euch ein kleines Geheimnis, das zumindest in München zutrifft: Auch ein Kleinwagen kann beinahe so teuer werden - zumindest im Unterhalt. Wenn man das falsche Autohaus wählt für den Service - und sich abzocken lässt.
Na, wer hat Angst vor dem ersten Service?
So geschehen bei mir. Deshalb muss ich jetzt ein bisschen Dampf ablassen - und erklären, was genau mich daran so wurmt. Zunächst muss ich klarstellen, dass das Auto, mein Ford Fiesta ST, grundsätzlich ein grandioses Kfz ist: sauschnell, klein, leicht, für mich trotz nur zwei Türen voll alltagstauglich und - ganz wichtig - nicht versoffen. Picobello also, oder?
Nun ja, ein paar Dinge hatte ich ja bereits in meinem letzten Blog-Eintrag moniert. Dazu kam noch ein seltsames Geklapper bei schnellem Fahren auf der Autobahn, ein Geknarze aus dem Armaturenbrett und ein Infotainment, das gelegentlich abstürzt oder den Ladebetrieb respektive die Konnektivität und damit auch Apple Carplay, etc. einstellt. Gut, dachte ich mir, das sind alles Dinge, die man im Rahmen der ersten Inspektion problemlos lösen kann.
Dafür müsste ich ja das Infotainmentsystem ausbauen!"
Ich fuhr in das Autohaus, bei dem ich den Fiesta ST auch gekauft hatte; Händlertreue und so. Ich ging mit dem "Serviceberater" alle Punkte durch. Sorry für die Anführungszeichen, aber mit Beratung oder Service hatte das so viel zu tun wie der Garzweiler Braunkohle-Tagebau mit sauberer Energie.
Es ging schon bei den Garantiearbeiten los mit dem Gejammer. Bei dem Geknarze aus dem Armaturenbrett musste ich auf einer Lösung des Problems beharren, weil von ihm lediglich ein "da muss ich ja das ganze Infotainment ausbauen" kam. Ja, und? Wären das und die anderen Kleinigkeiten keine (nicht so fürstlich entlohnten) Garantiefälle gewesen, hätte er das bestimmt gern getan, natürlich zum entsprechenden Preis.
1 Liter Öl? Macht dann 25,13 Euro plus 19% MwSt.
Und dann stand da noch die Jahresinspektion im Raum, die im Anschluss an die Garantiefälle durchgeführt werden sollte. Ich hatte in Foren gestöbert und mit Preisen im Bereich von 300 bis 400 Euro gerechnet. Für eine Durchsicht mit Ölwechsel. Bei einem Ford-Kleinwagen.
"Alles in allem sind wir dann bei 640 Euro." Ich fiel vor Lachen fast rückwärts vom Stuhl. Ob das sein Ernst sei, fragte ich. Und ergänzte, dass ich dafür meinen BMW mit doppelt so vielen Zylindern und doppelt so viel Hubraum zwei Mal zum Service bringen könne, während mir der Filialleiter Bio-Kaffee und Schlupfkuchen serviert, meinen Kupplungsfuß massiert und mich anschließend noch zur Probefahrt mit einem M2 Competition einlädt.
Als ich dann meinte, dass nur die Garantiearbeiten gemacht werden sollten, weil mir das zu teuer sei, wurde der "Berater" sauer: "Das geht nur, wenn die Inspektion gemacht wird!" Was ein Unsinn. Was er denn gesagt hätte, wäre ich drei Monate vorher mit den Problemen aufgetaucht? Keine Antwort. Okay, deeskalieren wir die Situation. Widerwillig willigte ich ein, den Service für knapp 470 Euro machen zu lassen. Weil ich ein bisschen Mitleid hatte, und weil ich gelegentlich ein bisschen dumm bin.
BMW M235i, 370Z Nismo - beide sind im Service billiger
Wie man es dreht und wendet. Diese Preise sind absolut lächerlich für einen schnellen Kleinwagen. Ich habe ein paar Vergleiche bemüht. Alle relativ aktuell, und teilweise auch belegt. Nehmen wir zum Beispiel mal den BMW M235i. 326 PS stark, mit sechs Zylindern und drei Litern Hubraum, im Neupreis mehr als 50.000 Euro teuer, ein "Premium-Produkt", wie es so schön heißt, angereichert mit reichlich Sport-Ausstattung.
Beim Service sah es im Jahr 2016 (sport auto-Ausgabe 03/2016) folgendermaßen aus: 274 Euro Materialkosten treffen auf 99 Euro Arbeitslohn. Ergibt 373 Euro für eine Inspektion mit zusätzlichem Ölwechsel, Erneuerung des Mikrofilters und des Innenraumfilters. Genau das, was beim Fiesta ST gemacht wurde. Und bei BMW handelt es sich nicht um eine Jahresinspektion wie beim Ford, sondern um einen CBS (condition based service), der theoretisch erst nach zwei Jahren fällig sein kann.
Gleiches Spiel beim Nissan 370Z Nismo, und das, obwohl Exoten beim Service als ziemlich teuer gelten. Irgendwie muss der Fiesta ST ein ziemlicher Exot sein, denn selbst der Nismo ist mit einem Preis von 433 Euro beim Service günstiger. Und dieser Service beinhaltet noch einen Wechsel der Bremsflüssigkeit. Nicht billig, aber ich würde behaupten: ein fairer Preis. (sport auto-Ausgabe 08/2017)
Worum es mir eigentlich geht
Mir geht es nicht darum, einen möglichst billigen Service abzustauben. Ganz und gar nicht. Ich mag Autos und hatte das naive Bedürfnis, das mal auszuprobieren mit dem "Service beim Vertragshändler". Eben auch, weil ich damit gerechnet hatte, nicht wie der letzte Depp behandelt zu werden. Und weil ich mir dachte, die Inspektion würde bei einem sportlichen Kleinwagen keinesfall teurer sein als bei den sogenannten Premiummarken. Weit gefehlt. Zumindest, wenn man nach den Preisen des Automobilforums Kuttendreier geht.
Ein Anruf bei einem anderen Ford-Händler brachte Klarheit: Mir wurde bei meiner Inspektion - ohne Nachfrage - der Komfort-Service untergejubelt. Der ist natürlich teurer als die Standard-Variante und bei einem Auto völlig unnötig, das erst ein Jahr alt ist. Bei dem anderen Ford-Autohaus darf ich auch das Öl zum Service selbst mitbringen, vorausgesetzt, es erfüllt die entsprechende Ford-Norm. Antwort auf die Frage, ob ich selbst Öl mitbringen darf, beim Kuttendreier: "Nein, das ist ganz spezielles Ford-Öl." Ist klar.
Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen: Bei Porsche kostet eine kleine Wartung (alle 30.000 Kilometer) für den 981 Cayman 650 Euro. Also fast das gleiche wie mein erstes Service-Angebot für die Jahresinspektion. Aber: Mir macht der Fiesta ST immer noch genauso viel Spaß wie am ersten Tag. Nur das mit dem Service, das hatte ich mir anders vorgestellt. Fairer.