Ford Fiesta ST, Flughafen Nürnberg, Test, Review

Schon schick, wie er so dasteht im Nürnberger Sonnenuntergang. Foto: Roman Domes

Okay, ein bisschen spät dran bin ich schon mit meinem Halbjahres-Review meines Ford Fiesta ST. Aber besser spät als nie! Und so hatte ich noch ein paar Tage und Kilometer Zeit, mir Gedanken zu machen, was mich manchmal an diesem an sich sehr, sehr guten Kfz stört. Und ja, es gibt tatsächlich ein paar Dinge, die Ford hätte besser lösen können. Aber:
1. Das Wegdrücken diverser Meldungen beim Start
Ein paar dieser Dinge betreffen den feststehenden 8-Zoll-Touchscreen auf der Instrumententafel, bei Mercedes würde man sagen: das Media-Display. Bei jedem Einsteigen begrüßt dich das LCD mit einem animierten "ST"-Logo - schön! Aber bei jedem Einsteigen und anschließendem Starten des Motors muss ich drei (!) Meldungen wegdrücken. 
Eine sagt mir irgendwas darüber, dass ich dem Verkehrsgeschehen stets aufmerksam folgen soll. Schon klar, dass das nicht nur für Pornos gilt. Piep. Weggedrückt. Dann: Standortdienste bestätigen, jaja, is scho recht. Mei, ich muss los!
Die nächste Meldung sagt mir, dass ich mein Kfz mit einem WLAN verbinden soll, um ein Software-Update abzuschließen. Habe ich probiert. Mehrmals. Dann habe ich gegoogelt und festgestellt, dass dieser Dienst offenbar noch nicht unterstützt wird. Yippieh! Auch mit einem USB-Stick (schöne Grüße, das Jahr 2005 möchte seine Technologie zurück) hat das Update nicht funktioniert. Meine Reaktion:

Na, musst du bei deinem ST auch so viele Meldungen wegdrücken?

2. Die Innenraumbeleuchtung a.k.a. "die Flak-Scheinwerfer"
Sollte ich irgendwann erblinden, liegt es mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass ich nachts meinen Fiesta ST abgestellt habe. Die dann mit der Sanftheit eines Vorschlaghammers anspringende LED-Innenraumbeleuchtung könnte genauso gut ein komplettes Fußballfeld bei regem Schneetreiben ausstrahlen.
Okay, ich neige etwas zur Übertreibung, aber bitte, Ford: Wieso gibt es keine unterschiedlichen Helligkeitsstufen für die beiden Leuchten am Dachhimmel? Klar, ich könnte sie auch ausschalten, aber dann sehe ich ja auch nichts.

Sehen harmlos aus, leuchten den Innenraum jedoch aus wie ein Schlachtfeld: die beiden LED. Foto: Roman Domes

3. Die etwas lasche Klimaautomatik
So gut Sitz-, Lenkrad- und Frontscheibenheizung funktonieren - die Klimaanlage arbeitet etwas arg unmotiviert. Nein, es ist nicht so, dass man das Gefühl bekommt, von einer asthmatischen Maus durch einen Strohhalm angepustet zu werden. Trotzdem stelle ich die Gebläsestärke der Automatik prinzipiell immer auf Stufe 3 von 3. Im Sommer schafft es die Klimaanlage sonst eher nicht, den Innenraum zu kühlen. Und im Winter dauert es sonst sehr lange, bis die gewünschte Temperatur erreicht. 
In meinem alten 3er mit Klima-Technik aus dem Jahr 2000 hatte ich die Temperatur immer auf 20 bis 22 Grad stehen - Sommer wie Winter. Beim Fiesta muss ich an kalten Tagen schon mal 24 Grad einstellen, damit es mir als klassischem Warmduscher auch kuschlig genug ist.

Baby, it's cold inside.

4. Manches Teil der Innenausstattung
Okay, zuallererst: In seiner absoluten Basisversion kostet der Ford Fiesta (nicht ST!) knapp 13.500 Euro. Und auf dieser, für ein Auto doch recht günstigen, Basis baut auch der Fiesta ST mit Leder-Exklusiv-Gedöns-Pipapo auf. Problem dabei: Mit rund 30.000 Euro Listenpreis kostete mein kleiner Renner dann schon fast so viel wie eine nicht ganz nackte Mercedes A-Klasse. Uff.
Vielleicht ist dafür an der ein oder anderen Stelle etwas viel Hartplastik verbaut, etwa an den Innenseiten der Türen. Und nicht überall sitzt alles perfekt, zum Beispiel die Abdeckung der Instrumententafel an den kleinen Dreiecksfenstern vorn links und rechts. Hier und da klapperts auch mal, und die Fahrertür klingt beim Schließen nicht so richtig satt, sondern hohl. Die Fensterheber rasten beim Hochfahren mit einem KLONK ein. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Parkpiepser verzögert ansprechen und man deshalb besser nicht zu forsch einparkt. Sonst:
5. Das Säuseln aus dem Auspuff
Zu 90 Prozent der Zeit klingt der Auspuffsound des Fiesta ST im Normalmodus gut. Nicht sehr gut, nicht schlecht, gut. Was mich stört, ist das Gesäusel, das leichte Gezirpe bei Langsamfahrt. Das klingt so, als wäre die Auspuffklappe einen kleinen Spalt geöffnet - und irgendwie nicht gesund.
Im Sport-Modus ist dieses Geräusch fast weg. Dort und im Track-Mode gefällt mir der Klang sowieso am besten. Ein bisschen Schaltgeploppe und manchmal auch ein leichtes Blubbern beim Overrun. Aber ich würde soundtechnisch schon noch mehr vertragen, selbst wenn der Fiesta ST mein Daily-Driver ist. 
Im Normalmodus klingt er mir zu zahm, erst auf der Autobahn hört man sein sonores Grummeln. Ich steh auch darauf, wenn der Einspunktfünf vom Zwei- in den Dreizylinder-Betrieb wechselt: drrrrrrrrrr... hummmmmmm. Und ja, ich sitze gerade vorm Rechner und imitiere das Geräusch. So wie er hier:
6. Der Fiesta bringt mich in eine "occured situation"
Es gibt eine Sache, die mich immer wieder fertig macht: Wie gut der Fiesta ST einfach ist! Es ist unglaublich. Ich wusste es ja. Aber dass er den Zeddi in fast jeder Fahrdynamik-Disziplin überragt - damit hätte ich nicht gerechnet. Und ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich noch kein anderes modernes Auto gefahren wäre. Ich hätte es wissen müssen. 
Hieraus wächst jetzt ein großes Problem: Was mach ich nur mit dem Z4, der ja das Spaßauto und das "Tracktool" sein sollte, jetzt aber von einem Kleinwagen überall hingerichtet wird? Selbst Kriterien wie Hinterradantrieb, Emotionalität, Sound, Sitzposition und - das größte Argument - das Design, können den Zeddi nicht vor der Frage schützen: Brauche ich ihn überhaupt noch?

Ob ich den Z4 noch brauche? I woass ned.

Genug rumgejammert, hier sind noch ein paar Bilder von meinem Ford Fiesta ST.

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