Ninh Bình

Eine Bootsfahrt in Tràng An lohnt sich. Fotos: Roman Domes
Eine Bootsfahrt in Tràng An lohnt sich. Fotos: Roman Domes
Unser "Fahrer" in Tràng An (übrigens UNESCO-Weltkulturerbe). Für dieses Foto bekam er später ein kleines Trinkgeld.
Unser "Fahrer" in Tràng An (übrigens UNESCO-Weltkulturerbe). Für dieses Foto bekam er später ein kleines Trinkgeld.
Zwischenstopp bei einem der vielen Tempel in der Umgebung Ninh Bìnhs.
Zwischenstopp bei einem der vielen Tempel in der Umgebung Ninh Bìnhs.
Die Landschaften Vietnams sind einfach nur wow. Hier wieder: Tràng An.
Die Landschaften Vietnams sind einfach nur wow. Hier wieder: Tràng An.
Zum allerersten Mal in meinem Leben flehe ich, dass dieses motorisierte Ding ein Automatikgetriebe hat. Bitte kein Schaltgetriebe. "Is this thing an automatic?" - "Oh?! Yes, is automatic." Gottseidank. Ein einziges Mal bin ich bisher Roller gefahren - vor gefühlt 15 Jahren. War witzig. Jetzt aber bin ich in Vietnam. Einem Land, das nicht unbedingt als das sicherste gilt, nimmt man Unfallzahlen im Straßenverkehr als Basis. Und ich soll Roller fahren.
Ohne Roller geht (fast) nichts in Ninh Bình
Zu meiner großen Erleichterung ist nicht viel los, hier in Ninh Bình, kein Verkehrschaos wie in Ha Noi. Draufsetzen, Bremse ziehen, Startknopf drücken. Kurz ächzt der Anlasser des Rollerchens, dann brummelt der winzige 115-cc-Motor des Yamaha Nouvo RC los. Schön. Eine Kupplung gibt es nicht, also einfach am Gashahn drehen und losrollern. Ein kleiner Hopser. Meine Füße lasse ich zur Vorsicht erstmal unten, man weiß ja nie. 
Meine ersten Meter als Scooter-Pilot. Hoffentlich sieht mich niemand. Geht ja, nur Kurven fühlen sich seltsam an. Wahrscheinlich weil das Ding zehn Mal schwerer ist als mein prähistorisches Kettler Alu-Rad zuhause in München. In Ninh Bình brauchst du einen Roller, um dir die Gegend reinzuziehen, die Attraktionen, die doch etwas außerhalb der üblichen Fahrradreichweite liegen. Eigentlich brauchst du überall in Vietnam einen Roller. Sie sind klein, wendig, verbrauchen wenig Verkehrsfläche und können nachts einfach ins Wohnzimmer gestellt werden. Probier das mal mit deinem übermotorisierten Spochtwagen!
Konzentration, bitte!
Konzentration, bitte!
Ich und mein Nouvo in Tam Cốc.
Ich und mein Nouvo in Tam Cốc.
Also los, Ninh Bình möchte erkundet werden. Meine Mitfahrerin setzt sich mit dem Kamerarucksack hinten auf den Sozius. Wir tuckern los, unser erster Stopp: Chùa Am Tiên, ein kleiner Tempel inmitten von Karstfelsen. Soll schön sein, ruhig. Während der Fahrt beginnt es zu nieseln. Ganz schön zugig auf so einem Roller, und das, obwohl ich nur 60 km/h schnell fahre. Die Straßen hier in Vietnam sind eigentlich gut ausgebaut. Klar, hier und da ein paar Schlaglöcher, aber das haben wir in Deutschland auch. 
Die Höhle von Am Tiên: ein kleines bisschen mystisch
Nach einer Viertelstunde haben wir Chùa Am Tiên erreicht; der Tempel, die Am Tiên-Höhle und das Tal gehören zum Denkmalkomplex von Hoa Lư. Hoa Lư war die alte Hauptstadt Vietnams von 968 bis 1009. Sie liegt in der Gemeinde Truong Yen in der Provinz Ninh Bình. Ab dem Jahr 1010 zog die Ly Thai To-Dynastie nach Thang Long, dem heutigen Ha Noi.
Noch schnell den Roller geparkt, im Mini-Kassenhäuschen für jede Person 30.000 Dong (ca. 1,20 Euro) bezahlt, dann schlendern wir durch einen gigantischen Tunnel ins Tal, das umrahmt wird von gewaltigen Felsen. Wow. Ein sanfter Nebelteppich wabert zwischen den Gipfeln nach unten, der große Teich scheint den Nebel beinahe anzusaugen. Wo früher Trampelpfade zum Tempel geführt haben, zieht sich heute ein breiter, asphaltierter Weg um den Teich. Zwischen den Baumwipfeln lugt der Tempel ins Tal. An einer Tempelwand steht ein Gedicht zu Ehren der Kaiserin Duong Van Nga:
Hai vai gồng gánh hai Vua
Hai triều hoàng hậu, tu Chùa Am Tiên
heo chồng đánh Tống bình Chiêm
Có công với nước, vô duyên với đời.
(Google Translate:
Zwei Schultern mit den beiden Königen
Zwei kaiserliche Dynastien, Am Am ​​Pagoda
Laut ihrem Ehemann schlug Tong Binh Chiem
Verdienst für das Land, ungünstig für das Leben.)
Blick vom Chùa Am Tiên, dem kleinen Tempel inmitten der karstigen Landschaft. Fotos: Roman Domes
Blick vom Chùa Am Tiên, dem kleinen Tempel inmitten der karstigen Landschaft. Fotos: Roman Domes
Mystisch: der Blick vom See auf dem Tempel.
Mystisch: der Blick vom See auf dem Tempel.
Pittoresk sind sie ja schon, die in die Landschaft integrierten Tempelchen.
Pittoresk sind sie ja schon, die in die Landschaft integrierten Tempelchen.
Die nach oben gezogenen Dächer symbolisieren den Schweif eines Phönix.
Die nach oben gezogenen Dächer symbolisieren den Schweif eines Phönix.
Hühner, Hunde und selbstgemachte Frühlingsrollen
Unsere Gastgeberin nennt sich Anna, heißt aber eigentlich Anh Le und ist noch keine 30 Jahre alt. Sie leitet zusammen mit ihrem Mann Quang das Ninh Binh Palm Homestay, eine kleine Bungalow-Kolonie ein Stück außerhalb der eigentlichen Stadt Ninh Bình. Gai Sinh nennt sich dieser Stadtteil. Wir sind mit dem Taxi angekommen, 200.000 Dong hat uns dieser kleine Trip gekostet. Annas Homestay liegt abseits der "Hauptstraße", einer ungefähr 30 Meter breiten und staubigen Asphaltschneise. Eine Karaoke-Bar dient uns als Orientierung.
Ein Hund begrüßt uns mit eher semi-freundlichem Gebell, er ist angeleint an einer Kette, der Wachhund des Hauses, und ein äußerst liebenswerter Geselle, wie sich später herausstellt. "Hey you, so nice to meet you, I hope you had a nice trip", begrüßt uns Anna beim Abendessen - das wir selbst kochen.
Gastgeberin Anna und ihre kleine Tochter. Fotos: Roman Domes
Gastgeberin Anna und ihre kleine Tochter. Fotos: Roman Domes
Blümlein im Ninh Bình Palm Homestay.
Blümlein im Ninh Bình Palm Homestay.
Lieblings-Tier.
Lieblings-Tier.
Auf der Straße zum Homestay.
Auf der Straße zum Homestay.
Einblicke ins ländliche Vietnam.
Einblicke ins ländliche Vietnam.
Wir und die kälteste Nacht des Jahres
Annas Mann Quang zeigt uns, wie man traditionelle vietnamesische Frühlingsrollen zubereitet. Wir mixen den Inhalt zusammen (Schweinefleisch, Eier, Glasnudeln, Zwiebeln, Karotten, Koriander, Salz, Pfeffer) und versuchen uns daran, eine halbwegs anständige Rolle hinzukriegen. Naja. Gar nicht mal so einfach wie es bei Quang aussieht. Aber lustig. Zwei weitere deutsche Touristinnen sitzen bei uns am Tisch - eingepackt in dicke Jacken. "Yes, it's really cold, I think this could be the coldest night of the year", sagt Anna, als sie unsere Frühlingsrollen aus dem Fett holt und serviert. "But tomorrow should be better, but maybe with a bit of rain." 
Die Frühlingsrollen schmecken irre gut, entweder man taucht sie in eine mild-säuerliche Fischsauce oder nimmt Sojasauce oder sowas, das aussieht wie Sriracha, eine rote und recht würzige Chili-Knoblauch-Sauce. Mit Messer und Gabel isst man in Vietnam natürlich nicht, dafür mit Stäbchen - und einer Schere, mit der man die Frühlingsrollen zerteilt, damit man sie besser mit den Stäbchen packen kann. Mal was anderes.
Zutaten zusammen mischen ...
Zutaten zusammen mischen ...
... Frühlingsrollen frittieren ...
... Frühlingsrollen frittieren ...
... schmecken lassen. Fotos: Roman Domes
... schmecken lassen. Fotos: Roman Domes
Zu Fuß zu Vietnams größtem Tempel
Ninh Bình ist in ganz Vietnam berühmt für die riesige Tempelanlage Chùa Bái Dính, die sich über mehrere Quadratkilometer erstreckt. Bái Dính heißt wörtlich übersetzt "Verehrung des Gipfels", gemeint ist, dass hier sowohl die Erde, der Himmel und Buddha verehrt werden. 
Zu Fuß machen wir uns nach dem klassischen Banh Mi-, respektive Pancake-Frühstück um kurz nach 9 Uhr auf den Weg. In Gia Sinh ist es diesig, nicht wirklich warm, aber trotzdem irgendwie drückend-schwül. Wieder beginnt es zu nieseln. Vorteil: Als wir am Eingang ankommen, sind wir die einzigen Besucher weit und breit. Die kleinen Ständchen, die die Straße säumen, sind noch gar nicht richtig wach. 
Wir haben die Wahl: Entweder könnten wir uns per E-Cablecar zu den einzelnen Orten bringen lassen, oder wir laufen. Natürlich laufen. Zumindest die einfache Strecke. Das Gelände misst insgesamt 700 Hektar. Oder - geht man nach der Sendung "Galileo" - gut 850 Fußballfelder. Hier ein kleiner Überblick:

Ein Überblick über die Bái Dính Pagoda. Momentan befinden wir uns oben rechts, beim "P". Foto: Roman Domes

300 Stufen aufwärts: Früher stand die Bái Dính Pagode auf einem Berg
Während wir in Richtung der alten Bái Dính Pagode laufen, kommt uns eine Gruppe entgegen: Sie sehen aus wie Schülerinnen und Schüler. Skeptisch gehen die Blicke zu uns drei Europäern. Ein "Xin Chào!" bringt sie zum Lachen - "xin chàooooo!" rufen sie zurück und winken.
Eine Abzweigung rechts führt uns zu einer Art "Vortempel". Dort: ein kreisrundes Becken, gefüllt mit grünlich-trübem Wasser. Die Ngoc-Quelle (Giếng Ngọc), die am Fuß des Bái Dính-Berges liegt. Der Legende nach trocknete sie in ihrer 1000-jährigen Geschichte noch nie aus. Um sie herum stehen kleine Pagoden, versteckt zwischen Bäumen und Gestrüpp. 
Dann stehen wir auf einer Art Straße, rechts und links am Rand thronen auf steinernen Sockeln dutzende Arhat-Statuen - sie begleiten den Reisenden auf seinem "Weg zum Buddhismus". Wie sich herausstellt, kommen fast alle der Statuen im Bái Dính-Komplex direkt aus Ninh Bình. Der Weg führt erst geradeaus, dann geht es steil hinauf. 300 Stufen sind es zur alten Tempelstätte von Bái Dính.

Vorteile eines Pre-Corona-Urlaubs: kaum Touristen. Foto: Roman Domes

Allein, allein
Im Februar hat sich China bereits abgeschottet - bedingt durch Corona. In Vietnam lesen wir nur vereinzelt davon. Unsere Gastgeberin Anna sagt, dass alle Schulen bereits geschlossen sind, die Kinder sind zuhause. Touristen kommen nur noch aus dem europäischen Ausland - ab März hat sich das erledigt. Andere Geschichte. Unsere Situation hat uns zig Vorteile gebracht: Zum Beispiel sind wir bei unserer Bái Dính-Expedition fast alleine in der Tempelanlage unterwegs. 
Mittlerweile sind wir ganz oben angekommen an der alten Bái Dính Pagode. Zwei Höhlen und eine kleine Pagode, das war es im Großen und Ganzen. Was es so wunderschön macht: Alles ist in den Berg eingebettet, von Pflanzen umwuchert. Angeblich leben auch Affen in und um die alte Pagodenanlage, wir sehen heute jedoch keine.

Das Tor zum alten Tempel Chùa Bái Đính Cổ. Foto: Roman Domes

Fotos: Roman Domes
Fotos: Roman Domes
Der Blick von der alten Bái Dính-Pagode hinab ins Tal.
Der Blick von der alten Bái Dính-Pagode hinab ins Tal.
Nachdem wir die Höhlen um die alte Pagode besucht haben - gedeckte Schreine, kleine Höhlen-Teiche und grimmig dreinschauende Statuen inklusive, machen wir uns auf den Weg zur neuen Pagode.

Ein ganz schön grimmig dreinschauender Genosse.

In dieser Tropfsteinhöhle schlängeln sich Drachen um einen kleinen Teich. In der Höhle: schwül-warme Luft, drückend-muffiger Geruch. Schön ist sie trotzdem.

Tausendmal berührt
Die neue Tempelanlage ist zigfach größer, wirkt aber aufgrund der erschlagenden Bauweise ein bisschen steril. Auch hier sind wir fast alleine. Die Bái Dính Pagode ist der größte buddhistische Tempelkomplex in ganz Südostasien und wohl nicht ganz so weit weg von der Größe Angkor Wats, den berühmten Tempeln in Kambodscha. Angkor Wat widmet sich allerdings nicht nur dem Buddhismus - und ist im Gegensatz zur neuen Bái Dính Pagode nicht annähernd so neu. Fertiggestellt wurde diese erst im Jahr 2012.
Insgesamt 500 Arhat-Statuen - alle 2,3 Meter groß - begleiten uns, während wir die Gänge entlang schlendern und nur ganz vereinzelt andere Touristen erspähen. Teilweise sind die Hände, Knie oder Bäuche der steinigen Gefährten ganz abgegrabbelt und schimmern nicht mehr kreidefarben, sondern beinahe schwarz. Jeder weiß: Rubbelt man am kugeligen Buddha-Bauch, bringt das Glück.
Highlight der neuen Bái Dính Pagode sind die beiden großen Hallen: Tam Thế Phật Điện, die Halle der drei Zeiten, sowie der große Phap Chu Tempel. Letzterer beherbergt die größte Buddha-Statue in ganz Vietnam. Zehn Meter hoch, 100 Tonnen schwer. In der Halle der drei Zeiten, Tam Thê, stehen thronen ebenfalls drei riesige, mit Gold überzogene Buddhas. Einer repräsentiert die Vergangenheit, einer die Gegenwart, und einer steht für die Zukunft.
Die größte Buddha-Statue Vietnams wiegt 100 Tonnen. Fotos: Roman Domes
Die größte Buddha-Statue Vietnams wiegt 100 Tonnen. Fotos: Roman Domes
Schildkröten sind in der buddhistischen Mythologie auch sehr häufig vertreten.
Schildkröten sind in der buddhistischen Mythologie auch sehr häufig vertreten.
Ein Blick auf die "Hall of the Three Times", Tam Thế Phật Điện.
Ein Blick auf die "Hall of the Three Times", Tam Thế Phật Điện.
Arhat-Statuen säumen den Weg.
Arhat-Statuen säumen den Weg.
Ninh Bình wandelt sich
Beim Weiterrollern fällt auf, dass Ninh Bình sich im Wandel befindet - wie ganz Vietnam. Hier Bagger schaufeln Schutt in einen Laster, dort entsteht mitten im Nirgendwo ein Hotel - es fehlen nur noch die Fenster. In Ninh Bình leben viele Christen, so ragt nur ein paar Meter vom Van Long Reservat entfernt eine nagelneue katholische Kirche empor: Nhà Thờ Giáo Xứ Lãng Vân. An der Straßenseite gegenüber steht ein kleines Essenwägelchen. Es gibt Ziege, Huhn oder Hund. Nicht so wirklich meins. Ich schau wieder nach vorn, der Roller knattert bei 50 km/h, Staub weht mir ins Gesicht. Sonnenstrahlen. Grinsen.
Auf dem Weg von Van Long nach Tràng An.
Auf dem Weg von Van Long nach Tràng An.
Hier sieht man in einiger Entfernung die katholische Kirche Nhà Thờ Giáo Xứ Lãng Vân.
Hier sieht man in einiger Entfernung die katholische Kirche Nhà Thờ Giáo Xứ Lãng Vân.
Mein Nouvo leistet mir treue Dienste, lässt sich selbst von weniger gut ausgebauten Sand- und Schotterpisten nicht aus der Ruhe bringen. Richtig abenteuerlich wird es erst, als wir eine provisorische Brücke überqueren, die am Ende eines Feldwegs steht. Die Holzplanken ächzen unter den schmalen Rollerreifen. Die grasenden Wasserbüffel gucken rüber, was der deutsche Amateur-Rollerfahrer da wohl macht. Einmal, wenn man die GoPro gebrauchen könnte, ist der Akku leer. Traurig. Aber dann doch irgendwie egal.

Oben: Bedienstete/Fährmeister*innen beim Ausruhen in Hängematten. Das Grüppchen unten rechts vergnügt sich derweil beim Kartenspiel. Touristen sind kaum da im Februar 2020 in Vietnam. Foto: Roman Domes

Van Long Nature Reserve oder: "Da sind wirklich Affen!"
Wir sind auf dem Weg nach Van Long ins Nature Reserve, und wir wollen uns dort ein bisschen durch die Flüsschen und Bächlein paddeln lassen. Am Anleger schnappen wir uns ein paar Schwimmwesten. Anziehen müssen wir sie nicht. Unser Fährmeister dirigiert uns auf die Sitzbänke, damit das Gewicht perfekt verteilt ist und wir nicht kentern.
Wieder sind wir fast alleine unterwegs, diesmal auf dem Wasser. Es ist unheimlich leise. Nur das ins Wasser eintauchende Ruder zerschneidet die Stille. Hier und da quiekt ein Vogel. Lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor, muss man den Pulli ausziehen. Herrlich. Dichtes Schilf auf der einen, bewachsene Karstfelsen auf der anderen Seite unseres kleinen Floßes. 
Nach einem kurzen Abstecher in eine befahrbare Höhle, ruft unser Fährmeister: "Monkeys!" Und tatsächlich sitzen weit oben im Gestrüpp drei schwarz-weiße Affen. Sie kümmern sich nicht um uns. Und selbst mit einem 300-mm-Teleobjektiv waren sie zu weit weg für ein vernünftiges Foto. Trotzdem: Schön, die Tiere mal nicht im Zoo, sondern in freier Wildbahn gesehen zu haben.
Van Long Nature Reserve. Fotos: Roman Domes
Van Long Nature Reserve. Fotos: Roman Domes
Weiß jemand, wie dieses Tierchen heißt?
Weiß jemand, wie dieses Tierchen heißt?
Blick aus einer befahrbaren Höhle auf die Landschaft in Van Long.
Blick aus einer befahrbaren Höhle auf die Landschaft in Van Long.
Oh nein, sein Boot läuft voller Wasser.
Oh nein, sein Boot läuft voller Wasser.
Monkeys!
Monkeys!

Idyllischer geht nicht: Das Van Long Naturreservat nennt man die "Ha Long Bay im Landesinneren". Foto: Roman Domes

Der Drache, der auf einem Felsen lümmelt
Unser letztes Ausflugsziel in Ninh Bình wird in manchen YouTube-Videos noch immer als Geheimtipp geführt: Hang Múa, ein Gipfel mit einem Ausblick über die Landschaft von Tam Cốc-Bích Động, der dir den Atem stocken lässt. Kein Wunder, dass sich das herumgesprochen hat. Dass wir ausnahmsweise nicht die einzigen Touris sein würden, wissen wir schon, als wir einen Parkplatz für den Roller suchen. Tipp: Nicht gleich den nächstbesten Parkplatz an der großen Straße nehmen, sondern so nah wie möglich an den Eingang von Hang Múa fahren. Parken kostet quasi nichts - und man bezahlt erst, wenn man Hang Múa wieder verlässt. 
Am Fuße des Berges hat sich der Billo-Kitsch-Tourismus etabliert, irgendwie sieht es hier aus wie auf einem Jahrmarkt, es gibt sogar ein Karussell mit Tierfiguren. Warum? Keinen Schimmer. Sei's drum. Machen wir uns an den Aufstieg: Rund 500 Stufen müssen wir erklimmen, um die Aussicht genießen zu können. Klingt erstmal nicht wirklich viel, aber die Stufen haben es in sich; schroff, glattgetrampelt, zwanzig bis dreißig Zentimeter hoch. Eine schweißtreibende Angelegenheit, im Laufe des Tages ist das Thermometer auf schwüle 26 Grad geklettert. 
Oben am Gipfel steht ein Altar zu Ehren der Göttin Quan Am, Göttin der Barmherzigkeit und Gnade. Und eine 31 Meter lange Statue eines "Lying Dragon". Auf der kann man auch rumklettern, wenn man sich traut.
Ausblick von Hang Múa über Tam Cốc-Bích Động.
Ausblick von Hang Múa über Tam Cốc-Bích Động.
Auf dem Felsen schlängelt sich ein steinerner Drache entlang. Das Klettern auf ihm und um ihn herum ist anspruchsvoll.
Auf dem Felsen schlängelt sich ein steinerner Drache entlang. Das Klettern auf ihm und um ihn herum ist anspruchsvoll.
Bei richtigem Licht wird man mit einer beeindruckenden Aussicht über Tam Cốc belohnt.
Bei richtigem Licht wird man mit einer beeindruckenden Aussicht über Tam Cốc belohnt.
Wie dieses Türmchen wohl auf den freistehenden Felsen gekommen ist?
Wie dieses Türmchen wohl auf den freistehenden Felsen gekommen ist?

Ninh Bính, die "trockene Ha Long Bay". Hier: Hang Múa.

Tạm biệt, Ninh Bình!
Ein bisschen wehmütig bin ich an unserem letzten Abend in Ninh Bình. Wir sitzen zu dritt beim Abendessen, rücken die schweren Holzstühle zurecht. Anna und Quang servieren das Abendessen, gebratenes Gemüse mit Reis. Im Fernsehen läuft jeden Abend die gleiche Playlist, Tones and I fiepen den "Dance Monkey" in die Mikros, danach folgen Balladen diverser vietnamesischer Künstler. Als Nachtisch gibt es Wassermelone. 
Draußen bellt der Hund, er möchte wohl auch etwas zu essen oder ein paar Streicheleinheiten. Ich gehe zu ihm, vorsichtig fasse ich in sein verfilztes, braun-weißliches Fell. Er genießt es. Wenn ich aufhöre, drückt sie - es ist eine Hündin - ihren Kopf gegen meine Hand und tatscht mit ihrer Pfote danach. Herzzerreißend.
Am nächsten Morgen schlendern wir mit unseren Rucksäcken an ihr vorbei, sie schaut ein bisschen verwirrt. Dann bellt sie los, dreht sich im Kreis. Sie spürt, dass wir Anna und Quang und das Ninh Binh Palm Homestay verlassen. Ich gehe nochmal kurz zu ihr, kraule ihren Kopf. Sie zerrt an der Kette. Dann steige ich in das Taxi, das schon auf uns wartet. Ich blicke zu ihr zurück, sie schaut mich an, wedelt mit dem Schwanz. Ein Kloß kriecht meinen Hals nach oben. Ich sehe noch einmal meinen geparkten Nouvo-Roller. Tạm biệt, Ninh Bình! 
Letzter Abend in Ninh Bình. Mit Wachhund. Fotos: K. Brändle
Letzter Abend in Ninh Bình. Mit Wachhund. Fotos: K. Brändle
Ich bin schwer begeistert von diesem Tierchen. Wir haben uns angefreundet.
Ich bin schwer begeistert von diesem Tierchen. Wir haben uns angefreundet.
Wo soll es jetzt hingehen?
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